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Auf den Spuren des seligen P. Giuseppe Girotti in Alba

 

Am Dankbar schauen wir zurück auf unseren Besuch in Alba in der Zeit vom 02.10.-06.10.2024 auf den Spuren des seligen P. Giuseppe Girotti. Der Vorstand des Vereins Selige Märtyrer von Dachau e.V. fuhr nach Alba, Piemont, Italien. Wir besuchten die Geburtstadt des seligen P. Giuseppe Girotti O.P. (Link https://www.selige-kzdachau.de/index.php/selige/haeftlinge-des-kz-dachau/p-giuseppe-girotti). Der Besuch in Alba und Turin war ein Gegenbesuch zur Wallfahrt einer großen Gruppe aus Alba zum 10. Jahrestag der Seligsprechung von P. Girotti im April dieses Jahres. Link https://www.selige-kzdachau.de/index.php/infos/neuigkeiten?start=33. (Beitrag mit Link zum Interview mit dem Großneffen des Seligen bei diesem Besuch Link https://www.selige-kzdachau.de/index.php/infos/neuigkeiten?start=25)

 In Alba wurden wir vom Bischof Marco Brunetti und der Kulturreferentin der Stadt Alba, Katharina Pasini, empfangen und überreichten den Flyer des Vereins mit Informationen über die Märtyrer von Dachau in italienischer Sprache. Das Interesse an der Arbeit des Vereins in Deutschland war sehr groß. Als Gastgeschenk hatten wir ein Fotobuch erstellt mit allen Aktivitäten des Vereins seit 2014 zu Ehren des Dachaumärtyrers und diese Fotobücher überreichten wir ebenfalls.

Im wunderschönen und frisch renovierten Dom zu Alba steht eine Statue des Seligen in einer Seitenkapelle. Dort durften wir beten und eine Reliquie, ein Stück Stoff, in das der Selige während seiner Haft im KZ Dachau mit blutigen Fingern Knopflöcher nähen musste, sehen. Es ist sonst dort nicht ausgesellt. Als Kind ministrierte der Girotti im Dom und arbeitete als Messner, um das Einkommen der Familie aufzubessern, während der Vater der Familie als Soldat im Ersten Weltkrieg kämpfen musste.

Vor dem Dom erzählte uns spontan eine ältere Dame, dass P. Girotti als Kind bei ihren Eltern oft zu Besuch war und im Katechismus der Familie las, die eigene Familie war so arm, dass sie keinen besaß. Der junge Giuseppe verzichtete darauf mit anderen Kindern spielen zu gehen und las lieber.

Auch das Dominikanerkloster in Chieri besuchten wir. Dort verbrachte P. Girotti seine Gymnasialzeit und Teile des Studiums, dort wurde er auch zum Priester geweiht. Sehr herzlich wurden wir von den Dominikanern dort begrüßt und herumgeführt. Auch den Postulator des Seligsprechungsverfahrens und den ersten Biografien konnten wir sprechen. Wir erfuhren, dass bereits ein Wunder auf die Fürsprache des Seligen für ein Heiligsprechungsverfahren geprüft wird. Auf seine Fürsprache ist ein Kranker unerwartet aus dem Koma erwacht.

In Turin war - im Rahmen einer Führung - ein Besuch des Gefängnisses in dem P. Giuseppe gefangen war, möglich. Es ist heute eine Gedenkstätte. Der Inhalt der Führung zeigte deutlich, dass auch zwischen Italien und Deutschland noch viele Wunden aus der Zeit der deutschen Besatzung in den 1940er Jahren aufgearbeitet werden müssen, um eine wirkliche Versöhnung zwischen den beiden Völkern herbeizuführen. Um so wichtiger war unser Besuch dort um unsere Versöhnungsbereitschaft auszudrücken. Für die Führerin war es eine neue Information, dass auch „Deutsche“ unter der NS-Diktatur litten und sogar der Onkel von Monika Volz als politischer Häftling im KZ Dachau litt.

Die Menschen in Alba empfanden den Besuch aus Dachau als ein Zeichen der Versöhnung und Achtung ihres sehr verehrten Märtyrers. Dies wurde bei den Gottesdiensten deutlich und bei jeder Begegnung, immer wurden wir als Besuch aus Dachau vorgestellt und begrüßt, es wurde uns gelegentlich sogar etwas viel. Dass Dachauer nach Alba gereist waren, bewegte die Menschen ganz offensichtlich. Bei der sonntäglichen Messe im Dom wurde in der Predigt von der Einheit gesprochen, zu der uns Gott berufen hat. Alles Trennende kommt nicht von Gott. So ist die Versöhnung zwischen Italien und Deutschland ebenfalls zu sehen als ein Wirken Gottes.

Kurz zusammenfassend zu P. Girotti:  Er wurde 1905 in Alba geboren. Er trat in den Dominikanerorden ein und studierte in Rom und Jerusalem Exegese. Als Professor lehrte er in Turin und schrieb viel geachtete Bibelkommentare, aus denen seine Liebe zum Wort Gottes spricht. Besondere Achtung und Liebe spürte er zu Mitgliedern des Jüdischen Volkes, die er als "Träger des Wortes" sah. Daneben engagierte er sich für Bedürftige, seine wichtigste Aussage: "Alles was ich tue ist für die Liebe." Als Norditalien von deutschen Truppen besetzt war, half er zahlreichen Juden zur Flucht, was zu seiner Verhaftung und Deportation ins KZ Dachau führte, wo er am 01.04.1945 vermutlich durch eine Giftspritze ermordet wurde. Von der Gedenkstätte Yad Vashem wurde er zum Gerechten unter den Völkern erklärt für seinen Einsatz zur Rettung von Juden.

Als Opfer des sog.  Nacht-und-Nebel-Erlasses sollte er nach dem Willen der NS-Diktatur ohne Spuren für immer verschwinden. Um so mehr muss sein Andenken bewahrt und verbreitet werden. Wir wollen nicht zulassen, dass der Plan des NS-Regimes jede Märtyrerverehrung zu vereiteln Wirklichkeit wird! Wir wollen an die Märtyrer von Dachau erinnern, von ihnen lernen und sie um ihre Fürsprache anrufen!

Die alte Stadt Alba in mitten von Weinbergen mit vielen gotischen und barocken Kirchen und dem Sitz der Firma Ferrero, die ein großer Arbeitgeber ist, bezauberte die Dachauer Besucher. Unsere Empfehlung ist dort Urlaub zu machen. Fun fact am Rande:  In Alba wurde Nutella erfunden und es wird bis heute dort unter Geheimhaltung hergestellt.

Alba ist auch ein Zentrum der weißen Trüffel, deren Genuss den Besuchern aber das Reisebudget gesprengt hätte. Wir haben sie im Schaufenster interessiert bewundert und uns lieber an Schokoladetrüffel gefreut.

Berichterstattung der Diözese Alba über den Besuch aus Dachau: Link

Deutsche Übersetzung des Textes (Übersetzt mit DeepL.com (kostenlose Version)) :

Von Donnerstag, den 3. bis Sonntag, den 6. Oktober besuchte eine Delegation aus Dachau die Diözese Alba und die Orte, an denen der Selige gelebt hat, und traf sich mit Bischof Marco Brunetti im Bischofssitz sowie mit Renato Vai für den Verein Beato Girotti und Roberto Cerrato für das Kulturzentrum San Giuseppe. Die Themen, die besprochen wurden, reichten von der Fortsetzung der Freundschaft zwischen den Verbänden bis hin zu dem Wunsch, gemeinsame Projekte zu finden, um den Wert des Seligen Girotti auch in ihrem Land zu erhöhen.

Der Besuch der deutschen Delegation erfolgte im Anschluss an eine Pilgerreise, die eine Gruppe aus Alba in Begleitung von Bischof Marco zu den Orten, an denen Pater Giuseppe Girotti interniert und dann am Ostertag, dem 1. April 1945, ermordet wurde. Und wo die Erinnerung an den Ordensmann durch Tafeln und Zeichen der Baracke 26 des Lagers, wie im Karmeliterkloster, lebendig gehalten wird. Die Wallfahrt bildete den Abschluss der Feierlichkeiten zu Ehren des dominikanischen Märtyrers, der 1905 in Alba geboren und vor zehn Jahren seliggesprochen wurde.

 

Bericht vom Marsch für Märtyrer 2024

Dachau, 28.09.2024

„Für mich war es ein besonders bewegender Moment, das Lied „Selige Märtyrer von Dachau“ zu hören und dabei auf die Lagerstraße hinauszublicken, auf den Ort hinzublicken, wo so viele Häftlinge gelebt und gelitten haben.“ berichtete Martin Turban, zweiter Vorsitzender des Vereins Selige Märtyrer von Dachau e.V. Zusammen mit Volker Niggewöhner von Kirche in Not war Turban der Hauptredner des Dritten Marsch für Märtyrer 2024.

Bei unfreundlichem, kühlem und teilweise nassem Wetter trafen sich am vergangenen Samstag, 28.09.2024 40 Teilnehmer um vom Dachauer Bahnhof zur Gedenkstätte des KZ Dachau auf dem Weg der früheren Häftlinge singend und betend zu gehen und der Märtyrer von Dachau zu gedenken, sowie Märtyrern, die weltweit in den 2020ger Jahren in Christenverfolgungen in Mexiko, Myanmar und Südsudan ermordet wurden. Zu Beginn wurde ein Grußwort von Stiftungsdirektor Karl Freller, Stiftung Bayerische Gedenkstätten, verlesen in dem er die Bedeutung der Märtyrer von Dachau in unserer Zeit hervorhob und dem Verein Selige Märtyrer von Dachau für sein Engagement dankte.

Auf dem Weg gedachten die Teilnehmer auch des seligen P. Giuseppe Girotti, Dominikanerpater aus Italien, der wegen der Hilfe für verfolgte Juden verhaftet wurde und auch zum Gerechten unter den Völkern ernannt wurde. Sein Lebensmotto war: „Alles, was ich tue, ist für die Liebe.“ Er wurde im KZ Dachau ermordet, ebenso wie der selige Karl Leisner, begeisternder Jugendleiter, der vor 80 Jahren heimlich im KZ Dachau zum Priester geweiht wurde. Sein letzter Tagebucheintrag vor dem Tod war: „Segne auch höchster meine Feinde“. Dazu hatte er die Kraft durch seinen Glauben und seine glühende Liebe zu Christus bekommen, ein Zitat von ihm aus der Jugend: „Christus, meine Leidenschaft!“

Diese Glaubensvorbilder bedenkend wanderte die Gruppe im Regen durch Dachau. Eine Teilnehmerin antwortete auf das Wetter angesprochen: „Ach, das macht mir nichts aus, ich wäre bei jedem Wetter gekommen.“

In der Gedenkstätte des KZ Dachau angekommen, wurden Blumen am Block 26 betend niedergelegt, dem Ort der Kapelle der Priesterblocks von 1941-1945, dort feierten die inhaftierten Geistlichen täglich die heilige Messe und verbanden ihr Leid und Lebensopfer mit dem Opfer Christi am Kreuz, ihren möglichen Tod täglich vor Augen. An diesem Ort hatte auch im Dezember 1944 die heimliche Priesterweihe von Karl Leisner stattgefunden.

In der Todesangst-Christi-Kapelle angekommen wurde das Grußwort von Stiftungsdirektor Freller nochmal verlesen, da die Zahl der Teilnehmer nun auf über 60 angewachsen war.                

Um Vergebung und Versöhnung ging es auch im Zeugnis von Jakob Simon, Journalist und Geschäftsführer des Zentralrats der orientalischen Christen, der von seinen Erlebnissen in Syrien und der Christenverfolgung des IS berichtete. Selber traumatisiert durch die erlebten Berichte von Gewalt und Folter, rang er mit Wut und Hass und konnte sich jedoch durch ein Gespräch mit einem Priester, dessen Bruder ermordet worden war, für Vergebung und inneren Frieden entscheiden. Er berichtete von einem gefolterten Christen, der in seinem Glauben an Christus Kraft fand, das unbeschreibliche Leid der Haft zu ertragen. Für ihn war Gott das Licht in dieser schrecklichen Situation.

Im anschließenden Gottesdienst feierten 60 Teilnehmer in der Todesangst-Christi-Kapelle am Ende der Lagerstraße des KZ Dachau die heilige Messe mir P. Hermann-Josef Hubka, dem geistlichen Assistenten von Kirche in Not.

In der Predigt berichtete er von der weltweiten Verfolgung von Christen und sprach von der Hoffnung auf eine von Gott von den Folgen von Gewalt und Verfolgung geheilten Welt, besonders für die Jugendlichen, von denen einige anwesend waren, und für die kommenden Generationen. Er verwies auch mehrmals auf den heiligen P. Titus Brandsma und die seligen Märtyrer von Dachau, die im KZ Dachau litten und starben.

Das Ensemble Jubilate Deo aus Karlsfeld gestaltete die Gottesdienste musikalisch und trug zum Anschluss das neu komponierte Lied „Märtyrer von Dachau“ vor.

 

 

Verein Selige Märtyrer von Dachau e. V.

 



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